Unsere Unterkunft

Aus der Geschichte des Gasthofs Bärenfels

Der Gasthof Bärenfels an der Alten Böhmischen Straße ist ein traditionsreiches Haus. Sein Fachwerk und sein Schieferdach lassen ihn als Gebäude im erzgebirgischen Stil erkennen. Angenehm fügt es sich in die Landschaft und Natur des Osterzgebirges. Darüber hinaus tun seine Besitzer Jan und Julia Kempe alles, um die äußerliche Besonderheit auch im Innern zum Klingen zu bringen. So atmen das Ambiente der Gasträume, das Angebot an Speisen und Getränken sowie die herzliche Zuwendung zum Gast jenes weithin geschätzte lokale Kolorit, das so anziehend auf Gäste wirkt und diese gern zur Wiederkehr anregt.

www.gasthof-baerenfels.de

Unser Basislager
Unser Basislager

Die Annalen vermerken einen Gasthof in Bärenfels erstmalig nach dem 30-jährigen Krieg. Das alte Gutshaus, ebenfalls an der Alten Böhmischen Straße gelegen, lag damals wüst. Es sei weder für Wohnzwecke noch für Aufgaben als Forstamt geeignet, schrieb Oberforstmeister Römer deshalb dem Eigentümer. Das war Johann Georg II., der Großvater August des Starken. Römer bat ihn, einen Gasthof errichten zu dürfen, in dem auch die zuweilen anreisenden kurfürstlichen Beamten angemessene Unterkunft und Bewirtung erhalten könnten. Doch der Kurfürst tat sich schwer. Erst ein Jahrzehnt später gab er die Erlaubnis, schrieb aber vor, nur Bier, Fleisch und Wildbret aus eigener Herstellung oder Schlachtung zu verkaufen! Das entsprach der Art, wie die Wettiner zu jener Zeit die Wirtschaft ankurbelten.

Auch der wüste Gutshof wurde wieder in Gang gebracht. Er wurde für Jahrhunderte das Zentrum des osterzgebirgischen Forstreviers, dessen Gestalt zwar wechselte, das aber große wirtschaftliche Bedeutung hatte. Zugleich nutzten es Sachsens Herrscher zur Jagd. Sogar König Albert erlegte zwischen 1881 und 1902 hier noch 139 Stück Rotwild und 141 Stück Rehwild. Das war natürlich für die königliche Küche bestimmt. Dennoch mag ab und an etwas für den Gasthof Bärenfels abgefallen sein, schließlich wurden hier auch die Treiber bei Jagden, die höheren Forstbediensteten und vor allem Reisende beköstigt. Im 18. Jahrhundert soll der Gasthof auch Poststation gewesen sein – erklärlich bei seiner Lage; doch es gibt dazu keinerlei Dokumentation.

Denn allein vom Bierschank für Ansässige konnte der Gastwirt nicht leben. Beispielsweise vermerken die Annalen um 1700 in Bärenfels neben dem Gutshof nur fünf Hausbesitzer: zwei Tagelöhner, ein Flurschütze, ein Holzeinschläger und ein Zaunknecht (verantwortlich für die Zäune im Forst). Das Gasthaus war im wahrsten Wortsinn ein Haus für Gäste, vor allem für solche, die auf der Durchreise hier rasteten oder zur Erledigung bestimmter Angelegenheiten um Nachtlager und Beköstigung baten. Das nahm zu, nachdem mit der Schmalspurbahn bis Kipsdorf und später durch den Ausbau der Straße eine günstigere Verkehrsanbindung des gesamten Osterzgebirges erreicht wurde.

In immer größeren Scharen kamen Ausflügler und Sommerfrischler in die Region. In dieser Zeit entwickelte sich das über 700 Meter hoch gelegene Bärenfels zum Luftkurort. Während im Jahr 1893 im Raum Bärenburg-Kipsdorf etwa 1.000 Gäste gezählt wurden, waren es zwölf Jahre später sechsmal so viele. Mit dem aufstrebenden Gastgewerbe stieg die Einwohnerzahl. 1925 wohnten bereits 327 Personen in 44 Häusern. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl bedingt durch die Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge und Vertriebene kurzzeitig auf 780 Einwohner.

Ab 1913 war der Gasthof Bärenfels im Besitz der Familie Köbe – erst von Vater Emil Oskar, ab 1935 von Sohn Fritz Oskar Wilhelm Köbe. Der hat 1966 auch Ehefrau Anna Katharina geb. Tietze als Miteigentümerin eintragen lassen. Familie Köbe veranlasste vom ersten Tag an zahlreiche Neuerungen und Modernisierungen. Unter ihrer Führung hatte der Gasthof einen guten Leumund. Nach dem Krieg entwickelte er sich zu einem richtigen kulturellen Zentrum. Regelmäßig fanden Tanzveranstaltungen statt. Dazu formierte sich eine eigene Kapelle, in der auch Gastwirt Fritz Köbe musizierte. In einer weiteren jüngeren Besetzung war später auch dessen Sohn Christian am Klavier zu erleben. Im ersten Jahrzehnt nach dem Kriege war die große Zeit des Puppenspielers Paul Hölzig, der neben seinen Tourneen regelmäßig bei Köbes auftrat. Nach ihm dominierte allein der Landfilm.

Köbes verkauften aus Altersgründen 1974 an die HO. Das Haus wurde Verpflegungsstätte für FDGB-Urlauber. Einheimische fanden kaum noch Platz auf ein Bier. Man fuhr auf Verschleiß. „Der bauliche Zustand des Gebäudes ist von Jahr zu Jahr schlechter geworden“, hieß es 1980 in einem Schreiben des HO-Kreisbetriebes an den Rat des Kreises. Die Auflagen von Hygieneinspektion, Arbeitsschutzinspektion und Bezirksschornsteinfegermeister häuften sich. 1980 wurde erst der Kinosaal geschlossen, im Jahr darauf die gesamte Gaststätte. 1984 wurde das Objekt verkauft.

Neuer Eigentümer war nun das VE Landbaukombinat Leipzig. Das verfügte über die notwendigen Kapazitäten, um das Haus gründlich zu sanieren. Man baute es zu einem betrieblichen Ferienobjekt aus. Als es 1987 wieder öffnete, feierte die Zeitung das Ereignis, denn das Haus sollte nun auch wieder einheimischen Gästen offen stehen. Nach der Wende ging das Anwesen in den Besitz der Treuhandgesellschaft über, und da war es erstmal zu. Von ihr erwarb es 1994 ein neuer Besitzer, der jedoch nach kurzer Zeit Konkurs anmelden musste. Seit 1998 ist der Gasthof nunmehr im Besitz von Jan und Julia Kempe. Sie und ihr gesamtes Team legen Wert auf die Tradition des Hauses. Sie pflegen diese mit dem reichen gastronomischen Angebot ebenso wie mit einer breiten Palette kultureller Veranstaltungen. Dazu gehört auch das seit 2005 jährlich stattfindende Puppentheaterfest in und um Bärenfels, dessen Mitorganisator Jan Kempe ist.

Quelle: www.gasthof-baerenfels.de (Author: Klaus Harder, ehem. Chefredakteur des Meißner Tagesblattes, Oktober 2008